Anmerkungen zum Verständnis von Salvador Dalí’s Gemälde aus jungianischer Sicht
Von Henning Weyerstraß
Eines der bedeutendsten Bilder von Salvador Dalí trägt den Titel „Der Bahnhof von Perpignan“. Es hängt heute im Museum Ludwig in Köln. Dalí (1904-1989), enfant terrible der Surrealisten und Maler, dieser unbequeme, versponnene und visionäre Künstler, der zugleich seinen Erfolg zu Lebzeiten genießen konnte, wendet sich ab 1950 in seinem Lebenswerk immer stärker religiösen Bildthemen zu. Diese religiöse Phase, wie sie genannt wird, stellte eine enorme Herausforderung für den Maler dar. Er fühlte sich von einem inneren Ruf angesprochen, von Visionen, die eine Auseinandersetzung forderten. Dalí konnte die Vorstellungen der aus dem Unbewussten entspringenden Visionen in seiner Malerei ausdrücken, sie also objektivieren. Er wollte nicht, dass die Zensur des Bewusstseins die Bildinhalte zerstört. Wie besessen vom Zwang zur Genauigkeit, versuchte er alles darzustellen, was ihm seine Visionen zeigten und wohin sie ihn führten. Man könnte meinen, er habe seine zeichnerischen und malerischen Fähigkeiten wie einen Fotoapparat zur Darstellung des bis dato Undarstell-baren, des unbewussten Materials eingesetzt. …